Startseite Publikation DKS – Die Kaufm. Schule Ausgabe 03/22 Abteilungs-, Bereichs- und Bildungsgangleitungen schreiben an das Ministerium
So wie es ist, kann es nicht bleiben. Für Leitung wird Leitungszeit benötigt!
Die Berufskollegs stehen seit Jahren vor enormen Herausforderungen. Strukturelle Änderungen in der Ausbildungslandschaft, Digitalisierung im Arbeits- und damit Schulleben, demografische Entwicklungen im Berufsschullehrerwesen, vermehrte anspruchsvolle soziale Situationen der Schülerschaft – um nur einige Herausforderungen zu nennen. Diese potenzierten sich in der Coronazeit.
Nicht mitentwickelt hat sich die vorgegebene Schulstruktur. Mit den Schulleitungen und im Kollegium haben die Abteilungs-, Bereichs- und Bildungsgangleitungen in den vergangenen Jahren engagiert, initiativ und umsichtig an den Berufskollegs gearbeitet und vielfältige Organisations- und Leitungsaufgaben übernommen – ohne strukturelles Zeitkontingent. Manchmal gab es geringe Stundenentlastungen, manchmal eine Gehaltsstufe mehr – mehr oder weniger ohne Konzept.
127 Abteilungs-, Bereichs- und Bildungsgangleitungen an den Kölner Berufskollegs unterschrieben in kürzester Zeit ein Statement zur strukturellen Veränderung der Leitungszeit für Führungsaufgaben an Berufskollegs, das im April an das Ministerium verschickt wurde.
Christof Hummel, Barbara Ritterbach, Nils Wessing
Ortsverband Köln I
Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Richter,
die 17 Schulleitungen der Berufskollegs der Stadt Köln haben am 18.02.2022 eine Stellungnahme zur aktuellen Arbeits- und Belastungssituation in der Führungsebene ihrer Schulen an Sie abgegeben. Man kann dies auch als „Brandbrief“ bezeichnen. Hier schließen wir uns als Bereichs- und Bildungsgangleitungen an und fordern eine den heutigen Bedingungen angepasste Ausgestaltung der benötigten Führungs- und Leitungszeit.
Auch wir haben uns bewusst für unsere Tätigkeit entschieden und üben diese gerne und engagiert aus. Seit Langem gestalten wir die zunehmend komplexen und differenziert wahrzunehmenden Anforderungen an Berufskollegs verantwortlich mit. In kürzester Zeit entwickelten wir in der Pandemie tragfähige Konzepte, übernahmen zusätzliche administrative Vorgaben und koordinierten organisatorisch, kommunikativ, digital und personell die hohen Anforderungen für die Schülerschaft mit Betrieben, Sorgeberechtigten und den Lehrkräften. Dies geschah in engster Zusammenarbeit mit der Schulleitung und notwendigerweise ohne Rücksicht auf Tageszeiten. Wir stehen jetzt vor weiteren großen Herausforderungen, bezogen auf die Erkenntnisse und Folgen aus der Pandemie sowie grundlegenden strukturellen Umbrüchen in der Bildungslandschaft und dem Fachkräftemangel in unserer Gesellschaft.
So wie es ist, kann es nicht bleiben. Für Leitung wird Leitungszeit benötigt!
Die aktuelle Struktur von Leitungszeit ist mit dem komplexen System der Berufskollegs bei systemischer und agiler Führungsnotwendigkeit und qualitativ hohen Ansprüchen an berufliche Bildung nicht vereinbar. Für Bereichs- und Bildungsgangleitungen sind keine Führungsstunden vorgesehen, sondern sie sind individuell von schuleigener Verteilung abhängig. Hierzu passend ist die Ausblendung der Leitungssituation bei wissenschaftlichen Erhebungen zur Arbeitsgesundheit (z. B. COPSOQ).
Die Folgen sind fehlender Führungsnachwuchs, fehlende Innovationszeit und -kraft sowie Verstetigung von dauerhaft zu hoher Arbeitsbelastung mit psychosozialen und physischen Folgen.
Wir fordern dringend zeitliche Ressourcen für Bereichs- und Bildungsgangleitungen.
Mit freundlichen Grüßen
Bereichs- und Bildungsgangleitungen der Kölner Berufskollegs
Anhang:
Beispiel eines Anforderungsprofils an Bereichs- und Bildungsgangleitungen
Liste der Unterzeichnenden der Bereichs- und Bildungsgangleitungen
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