BÖB Kongress 2022 – Mehr Chancengerechtigkeit durch
ökonomische Bildung

 

Am 27. September fand in Berlin die erste Mitgliederversammlung des „Bündnis Ökonomische Bildung“ in Präsenz statt und im Anschluss daran der erste bundesweite Kongress des Bündnisses mit 130 Akteuren aus Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft.

Im Rahmen der Versammlung am Vormittag wurde zunächst die neue Geschäftsführerin Sylvia Hüls vorgestellt und der Vorstand präsentierte die Eckpunkte der Arbeit in den vergangenen Jahren unter dem Motto Beraten – Vernetzen – Kommunizieren. Waren es bei der Gründung des Bündnisses noch etwas 50 Mitglieder, kann das BÖB nun bereits 100 Mitglieder zählen. Diese Verdoppelung zeigt das große Interesse in allen Bereichen der Gesellschaft am Thema ökonomische Bildung. Der vLw gehörte im Jahr 2020 zu den Gründungsmitgliedern und hat sich seither über Netzwerktreffen aktiv in die Arbeit des Bündnisses eingebracht . Neben dem Ausbau des Bündnisses haben alle Länderbeauftragten die politische Arbeit in den einzelnen Bundesländern vorangetrieben und u. a. mit Wahlprüfsteinen auf die Implementierung des Faches Wirtschaft hingewirkt. Ein mittlerweile sehr umfangreicher Medienspiegel zeugt von der intensiven Pressearbeit mit Fernsehbeiträgen und Presseberichten.             

Einen detaillierten Einblick dazu finden Sie unter https://boeb.net/medienspiegel

Auch in den sozialen Medien ist das Bündnis über LinkeIn und twitter präsent und auch der regelmäßig erscheinende Newsletter hat immer mehr Abonnenten. Neu hinzugekommen ist im Jahr 2022 auch der Podcast „Bildungsbrücke“, in welchem vielfältige Akteure aus der ökonomischen Bildung zu Gast sind. Auch der vLw wird hier im Dezember zu Gast sein!

Hier geht es zu den bisherigen Folgen:

https://boeb.net/mediathek

Nach dem Bericht des Vorstandes und des Kassenprüfers wurde der Vorstand einstimmig entlastet und wird seine Arbeit in gewohnter Besetzung fortführen.

Der Nachmittag startete zunächst mit einigen Grußworten. Neben einer Videobotschaft von Wirtschaftsminister Robert Habeck gab es auch ein Grußwort von Karin Prien als Vorsitzende der KMK sowie von Dr. Jens Brandenburg in seiner Funktion als Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Alle Beiträge betonten die Bedeutung der ökonomischen Bildung als Voraussetzung für das grundlegende Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen sowie der aktiven Partizipation in Politik und Gesellschaft. Nur wenn junge Menschen die Unternehmer des eigenen Lebens sind, können sie selbstbestimmt handeln und auch Krisen bestehen. Somit ist die ökonomische Bildung, so die einhellige Meinung der Redner, ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.

Alle Beiträge und auch die Videobotschaft von Minister Robert Habeck finden Sie hier: https://boeb.net/kongress

Viele Facetten der ökonomischen Bildung wurden im weiteren Verlauf des Tages in drei Panels vertieft:

Panel 1: Ökonomische Bildung – Fachunterricht oder Projektarbeit?

Im Rahmen dieser Diskussion stellte Lorenzo Wienecke die Arbeit der Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung vor, welche an Schulen einen Zukunftstag unter dem Motto „Dein Crashkurs fürs Leben“ anbietet. Professor Nils Goldschmidt von der Universität Siegen betonte, dass über Projekte Ankerpunkte gesetzt werden können, mit einem Schulfach Wirtschaft jedoch in allen Schulformen Kontinuität geschaffen werden sollte. Deutlich wurde auch, dass sowohl bezogen auf den Unterricht als auch auf Projektarbeit die Qualität entscheidend ist und nicht die Quantität. Die Lehreraus- und -fortbildung wurde hier als entscheidender Aspekt hervorgehoben, verbunden mit den ausreichenden zeitlichen Ressourcen.

Panel 2: Benchmark und Best Practice – Was brauchen die Lehrkräfte?

In diesem von Jürgen Böhm moderierten Gespräch stellten Dr. Michael Koch von der Universität Oldenburg sowie Prof. Tim Kaiser von der Universität Koblenz-Landau deutlich klar, dass fachfremdes Unterrichten problematisch und häufig nicht zielführend ist und dass eine fundierte Lehrerausbildung unabdingbar ist. Die Weiter- und Fortbildung kommt nach der Meinung der Redner oft zu kurz und „one shot“-Fortbildungen sind meist nicht ausreichend. Es ist also zwingend eine Entlastung von Lehrkräften notwendig, der Zeitfaktor entscheidend.

Panel 3: Eine nationale Strategie für ökonomische Bildung

Die Etablierung einer nationalen Strategie für ökonomische Bildung ist eine Empfehlung der OECD, welche bereits in 70 Ländern umgesetzt wurde und aktuell in 65 weiteren Ländern entwickelt wird. Deutschland ist hier bisher wenig vorangekommen. Vanessa Koch vom österreichischen Finanzministerium stellte in diesem Rahmen die Nationale Finanzbildungsstrategie für Österreich vor, an welcher sie aktiv mitgewirkt hat. Dieser Aktionsplan zielt auf alle Lebensphasen ab und könnte auch für die Arbeit an einer nationalen Strategie in Deutschland ein Beispiel sein. Burkhard Balz, als Vertreter der Deutschen Bundesbank in dieser Runde, verdeutlichte das Interesse seiner Institution daran, dieses Thema intensiv voranzubringen und so mehr Verständnis und Partizipation aller Bürgerinnen und Bürger beim Thema Ökonomie zu erreichen.

Wer einmal einen Blick in das Dokument unseres Nachbarlandes werfen möchte, kann dies hier tun: https://www.bmf.gv.at

Der Kongress des BÖB hat eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig die ökonomische Bildung ist und welche großen Chancen sie bietet. Es ist aber auch deutlich geworden, dass es noch ein weiter Weg ist, bis Schülerinnen und Schüler an allen Schulformen und in allen Bundesländern von einer umfassenden ökonomischen Bildung profitieren können. Für alle Lehrkräfte an Berufskollegs eine Selbstverständlichkeit und einmal mehr ein Argument für die große Bedeutung unserer Schulform, welche ihren Platz doch immer wieder behaupten muss. Ebenso deutlich wurde die Notwendigkeit einer umfangreichen Investition in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und die Bereitstellung von ausreichend Ressourcen für qualitativ hochwertige Bildung.

Gerne gehen wir den Weg mit dem Bündnis weiter, um Synergien des Netzwerks zu nutzen und die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

Miriam Rothausen

Stellv. Landesvorsitzende

 

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