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Die Digitale Fortbildungsoffensive in NRW 

Ende März ist die Digitale Fortbildungsoffensive (DFO) des Schulministeriums für Lehrkräfte in NRW an den Start gegangen. Mit dieser Offensive soll die digitale Transformation an Schulen unterstützt werden. 

Die DFO stellt eine einmalige Maßnahme dar, welche bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein muss, da die Mittel bis zum 31.12. befristet sind. Alle Elemente dieser Maßnahme wurden europaweit ausgeschrieben, da sie aufgrund ihrer Dimension an Dritte vergeben werden sollte. 

Im November und Dezember des vergangenen Jahres fanden die Bieterpräsentationen statt, damit die Umsetzung in diesem Frühjahr starten konnte.

Die Digitale Fortbildungsoffensive besteht aus drei selbstständigen Maßnahmen:

  • Schulleitungen sollen bei der digitalen Transformation an Schule unterstützt werden und die Schulen zu einem zukunftsoffenen Ort der digitalisierten Welt machen. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Prozessgestaltung und der Umfang liegt bei 58 Stunden, welcher sich auf die Schulleitungen und die Beteiligten der erweiterten Schulleitung sowie einzelner schulinterner Teams verteilt. Vier synchrone Kongresstage online wechseln sich mit asynchronen Phasen ab. Die Maßnahme ist nicht verpflichtend. Den Zuschlag hat bei dieser Maßnahme Klett MINT bekommen, die mit einer Bietergemeinschaft des Klett Verlages, der AAP Lehrerwelt sowie dem Raabe Verlag am Verfahren teilgenommen haben.
  • Moderierende der staatlichen Lehrerfortbildung sollen befähigt werden, die Lehrkräftefortbildung für das Lehren und Lernen in der digitalisierten Welt zu gestalten. Diese Maßnahme ist als Weiterqualifizierung für alle Moderierenden verpflichtend. Es ist ein Blended-Learning-Format mit 48 Seminarstunden und 42 Selbstlernstunden, insgesamt ergibt sich also ein Umfang von 90 Stunden. Es gibt 6 Präsenztage mit je 8 Stunden und 3 Selbstlernblöcke. Die Blöcke/-innen umfassen jeweils 14 Selbstlernstunden. Die Moderator/-innen wählen die für sie passenden Inhalte aus. Die Entlastung der Moderierenden soll hier Berücksichtigung finden. Es soll also der Umfang durch die zugeteilte Entlastung abgedeckt sein bzw. der sonstige Einsatz entsprechend angepasst werden. Den Zuschlag erhielt in diesem Fall das Unternehmen ML Consulting in einer Bietergemeinschaft mit ISH und der eLeDia GmbH.
  • Lehrkräfte sollen im Rahmen der DFO fit für den Einsatz digitalbasierter Konzepte des Lehrens und Lernens im Unterricht und in der weiteren schulischen Arbeit gemacht werden. Diese Maßnahme beinhaltet ausschließlich digitale Formate und ist zum großen Teil asynchron angelegt. Die Teilnahme ist für alle Kolleginnen und Kollegen freiwillig, die Inhalte und der Umfang selbst gewählt. Daher ist hier keine Entlastung für die Teilnahme vorgesehen.  Die inhaltliche Basis dieser Fortbildungsmaßnahme für Lehrkräfte bilden interaktive Lerneinheiten (Web-Based-Trainings), Video-Tutorials sowie ergänzende Handreichungen. Wie auch die Maßnahme für die Schulleitungen hat hier Klett MINT den Zuschlag bekommen.

Die drei Fortbildungsmaßnahmen nehmen die praktischen Anwendungsmöglichkeiten in den Vordergrund und sollen nachhaltige Veränderungen in den Schulen in NRW ermöglichen. Die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen sollen im Rahmen dieser Maßnahme zukünftig aus bis zu ca. 150 Lerneinheiten auswählen können. 

Alle Maßnahmen wurden implementiert in Logineo LMS und auch die Barrierefreiheit wurde gewährleistet.

Was bringt nun eine so groß angelegte Offensive für die Schulen in NRW und vor allem für die Berufskollegs? Klar ist, dass die starke digitale Transformation der vergangenen Jahre vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie für alle Beteiligten so nicht vorherzusehen war. Aus der Notwendigkeit heraus wurden an allen Schulen individuelle Lösungen gefunden, haben es Kolleginnen und Kollegen arbeits- und zeitintensiv möglich gemacht, ihre Schülerinnen und Schüler in der Distanz sowie in Hybridformaten zu unterrichten.

Sicherlich waren die Entwicklungsschritte der einzelnen Schulformen hier durchaus unterschiedlich. Und immer wieder wurde deutlich: Die Berufskollegs in NRW sind hier sehr weit vorne! Und diese unterschiedlichen Niveaus in der Entwicklung müssen auch in einer solchen Offensive Berücksichtigung finden. Nicht zuletzt durch das große Netzwerk der Moderierenden und auch der externen Angebote u. a. der Verbände haben sich die Berufskollegs gut aufgestellt und Bildungsbiografien sichergestellt. 

Der Digitalisierungsprozess ist und bleibt für uns alle ein Marathonlauf und kein Sprint. Und wer das Rennen zu schnell angeht, dem geht am Ende vielleicht kurz vor der Ziellinie die Puste aus. Gerade durch die asynchronen Phasen in der Fortbildung droht zunehmend eine Ausuferung der Arbeitszeit, und eine Selbstausbeutung der Lehrkräfte muss unbedingt verhindert werden. In diesem Sinne kann die Digitale Fortbildungsoffensive nur ein erster Schritt sein – ein langer Weg liegt hingegen noch vor uns. Nicht alles, was auf die Schnelle entwickelt wurde, ist auch didaktisch und pädagogisch der große Wurf. Hier ist es vor allem entscheidend, nicht nur die Zeiten der Fortbildung selbst zu berücksichtigen, sondern auch die notwendigen Transferzeiten! Denn die eigentliche Arbeit beginnt oftmals erst nach der Fortbildung. Entsprechende Forderungen des vLw zur dringend notwendigen Entlastung der Lehrkräfte sind vor diesem Hintergrund umso mehr von Bedeutung.

Vor allem die Moderatorinnen und Moderatoren sollen an dieser Stelle noch einmal hervorgehoben werden. Sie sind die zentrale Stütze der staatlichen Lehrerfortbildung und sollen durch diese Offensive gestärkt werden. Allerdings wird seit Beginn der Maßnahmen deutlich, dass sich hier für viele eine kaum tragbare Doppelbelastung ergibt, der dringend Abhilfe geschaffen werden muss!

Am Ende des Jahres wird sich zeigen, wie weit uns die Fortbildungsoffensive auf der Strecke vorangebracht hat. Wir werden den Prozess weiterhin kritisch und konstruktiv begleiten.

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Miriam Rothausen 

stellv. Landesvorsitzende und stellv. Vorsitzende des Hauptpersonalrats Berufskolleg 

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