Gespräch mit Reiner Holznagel

Reiner Holznagel
Präsident des Bundes der Steuerzahler

Reiner Holznagel wurde 1976 in Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) geboren. Er ging in Loitz (Vorpommern) zur Schule und absolvierte seinen Zivildienst in einer Kinderfachklinik auf der Nordseeinsel Amrum. Seit 1996 studierte er Politische Wissenschaften, Öffentliches Recht und Psychologie in Kiel und schloss das Studium 2001 mit dem Magister Artium ab. Nach Abschluss des Studiums arbeitete Reiner Holznagel bis 2003 als Pressesprecher für die CDU Mecklenburg-Vorpommern. Von 2003 bis 2005 führte er den Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Bundes der Steuerzahler als geschäftsführender Vorstand. Seit 2005 war Reiner Holznagel Vizepräsident und geschäftsführender Vorstand des Bundes der Steuerzahler Deutschland mit dem Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Im Juni 2012 wurde Reiner Holznagel zum neuen Präsidenten des Verbandes gewählt.

 

Ebenso wie der vLw ist auch der Bund der Steuerzahler Mitglied im Bündnis Ökonomische Bildung (BÖB). Was war Ihre Motivation für das Engagement im Bündnis?
Reiner Holznagel: Erst einmal spricht das Bündnis natürlich für sich! Die Zielstellung stimmt, auch die handelnden Personen und die Mitglieder. Selbstverständlich ist es auch ein fundamentales Anliegen des Bundes der Steuerzahler, dass wir in unserer Gesellschaft mehr ökonomische Bildung verankern. Marktwirtschaft, wirtschaftliche Zusammenhänge, unternehmerische Verantwortung, auch die Funktionsweisen des Steuersystems sowie des Sozialversicherungssystems erscheinen für uns selbstverständlich. Doch in der Realität ist es anders: In unseren Ausbildungssystemen haben sich diese Themen nicht gut entwickelt. Deshalb erleben wir in der Gesellschaft starke Defizite. Hier müssen wir mit mehr Bildung, besseren Lehrplänen und einem klaren Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft reagieren.

Der Bund der Steuerzahler trägt auch mit Unterrichtsmaterialien zur ökonomischen Bildung junger Menschen bei. Womit unterstützen Sie konkret Lehrkräfte an Berufskollegs?
Reiner Holznagel: Schon vor Jahren haben wir ein „Lernprogramm Einkommensteuer“ gezielt für Berufsschulen entwickelt. Dieses spezielle Lehrmaterial haben wir zeitgemäß modernisiert und erweitert. Mittlerweile wird unser Lernprogramm von vielen Lehrerinnen und Lehrern genutzt, um im Unterricht die Probleme der ersten Steuererklärung anzugehen. Hier wird auch das Steuersystem an sich besser erklärt und natürlich auch die Funktionsweise von Steuern. Junge Menschen erhalten dadurch ein gutes erstes Gefühl für Steuern und legen damit ihre Berührungsängste ab. Eigentlich ist es nicht nachzuvollziehen, dass die grundlegende Staatsfinanzierung und der größte Eingriff des Staates auf unser Einkommen in der Ausbildung junger Menschen kaum oder gar keine Rolle spielen. Ich begreife das nicht – deshalb engagieren wir uns hier gezielt. Das Zahlen von Steuern muss nicht unbedingt Spaß machen, aber jeder Bürger muss verstehen, dass es ohne Steuern nicht geht.

Haben Sie Berufskollegs als Partner in der dualen Ausbildung besonders im Fokus?
Reiner Holznagel: Das erste Lernprogramm wurde tatsächlich von einem Berufschullehrer für Berufsschulen entworfen. Das ist jetzt mehr als 40 Jahre her. Schon damals standen kaum anschauliche und praxisnahe Materialien zur Verfügung. Aber schon damals war das Thema in der Ausbildung in doppelter Hinsicht wichtig: einerseits im Zuge einer vollumfänglichen beruflichen Ausbildung und andererseits für private Angelegenheiten. Zwischenzeitlich haben wir das Lernprogramm moderner und umfänglicher gestaltet. Wir bieten ein Schüler- und ein Lehrerheft an – dieses Angebot wird von allen Schulzweigen angenommen.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Berufskolleg?
Reiner Holznagel: Meine Schwester ist Berufsschullehrerin – ihr Wissen hat sehr dabei geholfen, das Lehrmaterial zeitgemäß zu erweitern und zu modernisieren. Die Praktiker freuen sich deshalb, weil es gut in die Lehrstunden integrierbar ist.

Was wünschen Sie sich für die kaufmännische Bildung in den kommenden Jahren und wie können wir gemeinsam diese Ziele erreichen?
Reiner Holznagel: Wir sollten in unserer Gesellschaft viel früher mit der ökonomischen Bildung beginnen. Wirtschaftliche Zusammenhänge sind sehr wichtig, um Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein zu fördern. Zudem sollte jeder Bürger unser Steuersystem und die Staatsfinanzierung in groben Zügen kennen. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir auch mehr Lehrerinnen und Lehrer, die sich für diese Themen begeistern und dann auch wiederum junge Menschen begeistern. Ökonomische Bildung ist nicht alles, aber ohne ökonomische Bildung ist vieles schwieriger – und unser Wohlstand gerät zunehmend in Gefahr.

11

Miriam Rothausen

stellvertretende Landesvorsitzende

Dieser Inhalt ist geschützt