Gesundheit in der Schule – wie geht das denn?

Der Beruf der Lehrerin bzw. des Lehrers gilt als einer der gesundheitlich belastendsten Berufe – und das nicht erst seit Coronapandemie und Lehrkräftemangel.

Alarmierend hohe Arbeitsbelastung

So zeigen u. a. eine repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung und die aktuellen Auswertungen der COPSOQ-Befragungen eine alarmierend hohe Arbeitsbelastung bei Lehrkräften.

Wochenendarbeit ist seit Langem die Regel, derzeit für über drei Viertel der Lehrkräfte – und für die Mehrheit ist eine Erholung in der Freizeit kaum noch möglich. Die erschreckenden Werte verdeutlicht die u. a. Grafik.

Und diese hohe Arbeitsbelastung bleibt nicht ohne Folgen: „Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte leidet (sehr) häufig unter körperlicher Erschöpfung und Müdigkeit. Knapp jede zweite Lehrkraft ist außerdem von innerer Unruhe und Nackenschmerzen betroffen, ein Drittel leidet unter Schlafstörungen“ – so weitere Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers aus Dezember 20221.

Im Vergleich zu den Vorjahren ergibt sich – wie auch in den COPSOQ-Befragungen – eine Verschlechterung. Und so verwundert es auch nicht, dass nach dieser Umfrage mehr als jede zehnte Lehrkraft angesichts der erlebten Belastungen plant, im kommenden Schuljahr weniger zu arbeiten.

Drei mögliche Lösungsansätze

Natürlich fängt die Gesundheit bei jeder bzw. jedem Einzelnen an. Aber dies muss durch individuelle Angebote zur Gesundheitsprävention, persönliche Freiräume zur Nutzung und flankierende Entlastungsmaßnahmen unterstützt werden, die nun beschrieben werden.

Individuelle Angebote der B·A·D., Unfallkasse nutzen
Im Rahmen der Lehrergesundheit spielen Selbstfürsorge und Achtsamkeit eine Rolle, die für sich persönlich und auch in der Klasse Berücksichtigung finden können. Auf den Seiten des Bildungsportals finden Sie unterschiedliche Angebote,2 u. a. zu:

  • Vorsorge und Stressabbau
  • Belastungen und Stress im Lehrberuf
  • Erschöpfung und Burn-out
  • Arbeitsorganisation und Classroom-Management

Ein Kontakt zur Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH (B·A·D GmbH) ist möglich:

  • über ein Zentrum (mehrere pro Regierungsbezirk), die Anschriftenliste der Zentren3 (Ansprechpartner, Adresse, Telefon, Fax und Mail),
  • allgemein per Mail an schulenrw@bad-gmbh.de und
  • allgemein telefonisch unter 01801 223679 (Montag, Dienstag und Donnerstag 9:00–16:00 Uhr, Mittwoch 9:00–18:00 Uhr, Freitag 9:00–15:00 Uhr; 3,9 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Minute).

Der vLw begrüßt die Fortschritte bei der Erweiterung des Angebots zur Gesundheitsvorsorge, sieht aber hier noch signifikante Erweiterungspotenziale, um so dem tatsächlichen Bedarf noch stärker gerecht zu werden. Aber auch hier müssen für die einzelne Lehrkraft Freiräume geschaffen werden, um diese Angebote auch wahrnehmen zu können.

Persönliche Freiräume weiter nutzen dürfen
Viele Lehreinnen und Lehrer nutzen ihre hohe Motivation und ein erfülltes Privatleben, die sie als persönliche Ressourcen mitbringen und sich über die Jahre erhalten sollten. Deswegen müssen Lehrerinnen und Lehrer kleinere und größere Auszeiten, wie z. B. eine voraussetzungslose Teilzeit oder eine halb- bzw. einjährige Freistellungsphase (Sabbatjahr), beanspruchen dürfen.

Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der bereits zitierten Studie der Robert Bosch Stiftung.
Damit werden die Einschätzungen des vLw nachhaltig: Lehrerinnen und Lehrer brauchen auch den dienstrechtlichen Freiraum, bei Bedarf ihre Stundendeputate zu reduzieren, um so langfrisftig ihre Dienstfähigkeit zu erhalten.

Deswegen wehrt sich der vLw vehement auch gegen eine in einigen Medien diskutierte verpflichtende Erhöhung der Wochenstundenzahl über 25,5 Unterrichtsstunden hinaus.

Rahmenbedingungen und Entlastungen verbessern
Aber hier ist der Dienstherr künftig stärker gefordert: „Lehrerin bzw. Lehrer wird man aus Überzeugung. Aber chronische Überlastung macht auf Dauer krank und unzufrieden. Schulen benötigen deshalb dringend zusätzliches Personal“, sagt Dr. Dagmar Wolf, die Bereichsleiterin Bildung der Robert Bosch Stiftung.

Gerade für die komplexen Berufskollegs muss das Land zusätzliche Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Ver-waltungsassistentinnen und -assistenten, zusätzliche Ressourcen für multiprofessionelle Teams bereitstellen. Nur so können Lehrerinnen und Lehrer entlastet werden und sich in kleineren Lerngruppen besser um ihre Schülerinnen und Schüler kümmern.

Vor Ort bedeutet dies, dass die Schulleiterinnen und Schulleiter geeignete Unterstützungsangebote, Ressourcen und Rahmenbedingungen (auch vom Schulträger) erhalten, um so den Gesundheitsschutz und die Gesundheitsfürsorge in den Berufskollegs zu gewährleisten und auszubauen. Und dies ist keine vollständige Aufzählung und nur ein Beitrag, um den Beruf der Lehrerin bzw. des Lehrers wieder attraktiver zu machen.

Die COPSOQ-Befragungen (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) sind hier ein wichtiger Weg, den die einzelne Lehrerin bzw. der einzelne Lehrer zielgerichtet nutzen kann. Im geschützten Bereich, zu dem die Zugangsdaten für alle Lehrkräfte der öffentlichen Schulen über die Schulleitung erhältlich sind, sind die Informationen zur Erhebung der psychosozialen Belastungen der Lehrerinnen und Lehrer auch eingestellt. Eine hohe Beteiligung erhöht die Aussagekraft und verdeutlicht die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen.

Der vLw wird sich mit seinen Expertinnen und Experten im Verband und in den Personalvertretungen für eine Reduzierung der Arbeitsbelastungen sowie für einen Ausbau des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsfürsorge für alle Lehrkräfte starkmachen.

 

1 Vgl. auch https://www.bosch-stiftung.de/de/lehrkraefte-stehen-unter-enormem-druck vom 15.03.2023.

2 Vgl. https://www.schulministerium.nrw/arbeits-und-gesundheitsschutz am 15.02.2023.

3 https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/adresslistebadzentren_stand_15_-juli_2022_operativ.pdf

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Hilmar von Zedlitz-Neukirch

Landesvorsitzender

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