Ein Leben mit dem vLw: Zum Tod von Dr. Wilfried Benzenberg

 

Eine sehr lange Zeit – fast 60 Jahre – hat Dr. Wilfried Benzenberg , der Ende November mit 84 Jahren verstorben ist, dem vLw nicht nur angehört. Er war für den vLw da, wann immer er gebraucht wurde. Und das war oft.

Sein Engagement für den vLw hat seinen Anfang als Student der Wirtschaftspädagogik an der Universität zu Köln. Am dortigen wirtschaftspädagogischen Seminar gehörte er der vLw-Studentengruppe an, die insbesondere auf Initiative des damaligen Studenten und heutigen Kölner Kollegen Dr. Klaus Kirschbaum zum Kern der Unabhängigen wurde, die bei den Wahlen zum Studentenparlament alle anderen Gruppen überholten und über wechselnde Studentengenerationen stärkste Fraktion an der Universität Köln blieb.

Als erster aus den Reihen der Unabhängigen wurde Dr. Wilfried Benzenberg Vorsitzender des Studentenparlaments. Den Tageskampf, der insbesondere vom AStA geführt wurde, überließ er gern anderen. Seine Welt war, ohne die eigenen Ziele aus dem Blick zu verlieren, die des Vermittlers zwischen unterschiedlichen Interessen, des Ausgleichs unterschied-licher Vorstellungen, des Werbens für möglichst breite Mehrheiten. Dies mit möglichst viel Erfolg zu tun, war in den auch an der Kölner Universität politisch unruhigen späten sechziger und frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts dringendes Gebot und damit ein Fall für Wilfried Benzenberg.

Das Vermitteln und Ausgleichen blieb auch nach seinem Eintritt in den Schuldienst am jetzigen Mercator-Berufskolleg in Moers sein Kennzeichen. Dem vLw eng verbunden bleibend vertrat er über eine ganze Reihe von Wahlperioden die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen im Bezirkspersonalrat in Düsseldorf. Auch hier war nicht die streitige Auseinandersetzung sein Fachgebiet, sondern das Anhören, Verständnishaben, Ausgleichen.

 

Dieser Linie blieb er auch in der Politik treu. Fast ebenso lange wie dem vLw gehörte er der FDP an, für die er zwei Legislaturperioden Mitglied des Kreistags in Wesel war. Nach seinem Ausscheiden als Kreistagsabgeordneter blieb er auf Vorschlag der FDP-Fraktion für noch einmal zehn Jahre als sachkundiger Bürger Mitglied im Schulausschuss des Kreises. Geradezu selbstverständlich war dabei, dass er im Schulausschuss auch ein Vertreter der bildungspolitischen Vorstellungen des vLw war. Wenn in der Fraktion – und das kam nicht gerade wenige Male vor – unterschiedliche Vorstellungen hart aufeinanderprallten und die Wogen hochschlugen, war häufig Wilfried Benzenberg derjenige, der mit wenigen Worten so nachdenklich machen konnte, dass selbst harte politische Kämpfer zum sachlichen Ton zurückfanden.

Mit seinem Ausscheiden aus dem Dienst war sein Engagement für den vLw aber nicht beendet. Er übernahm für viele Jahre die Betreuung der Pensionärinnen und Pensionäre im Regierungsbezirk Düsseldorf. Die von ihm organisierten Veranstaltungen waren immer ein Erlebnis.

Die letzten Jahre waren für unseren Kollegen Dr. Wilfried Benzenberg mühsam. Er, der in seinem Leben immer viel unterwegs war und der – wie seine Söhne in der Todesanzeige schrieben – Freunde in der ganzen Welt, in unterschiedlichen europäischen Ländern, in den USA, im Fernen Osten, hatte, war auf den Rollstuhl angewiesen. Doch selbst das hinderte ihn nicht, seine weltweiten Freundschaften zu pflegen. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen im vLw, mit seinen politischen Weggefährtinnen und Weggefährten und seinen vielen Freunden war er bis zum Schluss eng verbunden. Der Tod kam für ihn so überraschend, dass eine ganze Reihe fest verabredeter Treffen nicht mehr möglich war.

Helmut Peek

Landesvorsitzender 1990-1991

 

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