Studienfahrt

Frankfurt – europäische Wirtschafts- und Finanzmetropole

Bei der eigens für den vLw angebotenen Studienfahrt, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, haben Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs sowie weitere Interessierte einen Eindruck von Frankfurt bekommen. Im Vordergrund standen Themen aus Wirtschaft und Finanzen, aber auch gesellschaftliche und kulturelle Inhalte kamen nicht zu kurz.

Nach einer Einführung ging es fußläufig zur Börse. Bulle und Bär aus allen möglichen Richtungen waren die ersten Motive der obligatorischen Erinnerungsfotos. Die Börse selbst war – zumindest für Wirtschaftslehrerinnen und -lehrer – eher unspektakulär. Am Anfang des Besucherbereiches werden volkswirtschaftliche Zusammenhänge mithilfe von Schaukästen und Touchscreens erklärt, die wir schon unzählige Male unterrichtet haben.

Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zog es daher relativ schnell zur Aussicht auf das Börsenparkett. Hier ging es sehr ruhig und entspannt zu, fast gelangweilt schienen die Akteure zu sein. Szenen wie in Börsenfilmen der 80er-Jahre kann man heutzutage auch nicht mehr erwarten. Denn der Großteil der Börsengeschäfte läuft heute digital mithilfe von Computern, die übrigens nicht in Frankfurt, sondern in Eschborn stehen. Lediglich um sehr große Transaktionen kümmern sich die anwesenden Broker.
Zurück im Tagungshaus besuchte uns ein echter Hochkaräter: der ehemalige Ministerpräsident Hessens, Prof. Dr. Roland Koch. Er lehrt heute an der Frankfurt School of Finance and Management und ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung. Nach einem Impulsvortrag über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland beantwortete er eloquent die zum Thema gestellten Fragen der Teilnehmer und blieb sogar um einiges länger, als geplant war.

Zur Tagesschauzeit begann der letzte Teil des ersten Tages. Ein Ökonom der Europäischen Zentralbank erläuterte uns die Geldpolitik nach der Covid-19-Pandemie. Es ging um Inflationsraten und Zinsentwicklungen, um Leitzinsanpassungen und Untersuchungen darüber, inwieweit Zinsänderungen von den Geschäftsbanken weitergegeben werden.
Am nächsten Morgen stand der Besuch der Deutschen Bundesbank auf dem Programm. Nach der Besichtigung des historischen Notenbanksaals mit dem lederüberzogenen Konferenztisch und der Galerie der ehemaligen Notenbankpräsidenten standen uns nacheinander zwei Mitarbeiter aus dem Stab des Präsidenten zur Verfügung. Die verschiedenen Arten von Inflationsentstehung und die Wirkungen der Reaktionsmöglichkeiten von Zentralbanken waren Inhalt des ersten Teils. Im zweiten Teil sprachen wir über internationale Währungszusammenhänge und Mittel zur Einflussnahme auf Wechselkursentwicklungen.

Die Mittagspause nutzten wir, um vom Maintower auf Frankfurt zu schauen.

Nachmittags schloss sich der Besuch der FAZ an. Der Weg zum kürzlich bezogenen FAZ-Tower führte uns durch das Europaviertel, das letzte große innerstädtische Entwicklungsgebiet in Frankfurt. Es liegt auf dem Gelände des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs, zwischen Messe und Hauptbahnhof. Auf den 670.000 m² stehen nun eindrucksvolle Geschäfts- und Wohngebäude.

Inken Schönauer, die Chefin des Ressorts Finanzen, gab anhand aktueller Nachrichten Einblicke in den Tagesablauf ihrer Redaktion. Sie beantwortete Fragen zu Reichweite, Print- und Digitalnutzung, Auswahl und Platzierung von Artikeln. Anschließend besichtigten wir die Redaktionsräume. Die moderne Büroorganisation mit Come-together-Bereichen und Wechselarbeitsplätzen lässt jeden Arbeitstag zu einem einmaligen werden.

Der dritte Tag stand ganz im Zeichen der Geschichte. Die im Zweiten Weltkrieg zerbombte Frankfurter Altstadt wurde zwischen 2012 und 2018 mithilfe alter Fotografien teilweise neu errichtet. 60 ehemalige Bauteile der ursprünglichen Häuser fanden an alter Stelle erneut Verwendung. Diese sogenannten Spolien durften Frankfurter Bürger nach dem Krieg bei der Räumung der Schuttberge mitnehmen und viele gaben sie freiwillig und unentgeltlich für die Errichtung der „Neuen Frankfurter Altstadt“ zurück. Insgesamt entstanden 35 Neubauten, davon 15 „schöpferisch“ rekonstruierte ehemalige Altstadthäuser. Einzelne Gebäude hervorzuheben würde der Bedeutung des Gesamtprojektes nicht gerecht. Diese städtebauliche Maßnahme alleine ist eine Reise wert! Vor allem, wenn eine professionelle Städteführerin die Fakten mit allerlei Anekdoten bereichert. Es war sehr anschaulich!

Bevor es wieder in Richtung Heimat ging, besuchten wir die Paulskirche. Unter der beeindruckenden Kuppel erfuhren wir viele Einzelheiten über die Frankfurter Nationalversammlung und die Geschichte der deutschen Demokratie.

Einhellige Meinung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Studienfahrt: Anstrengend, aber sehr interessant und sehr gut organisiert! Vielen Dank!

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Axel Drobek

Bezirksverband Düsseldorf

 

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