11Masterplan für Berufskollegs

Masterplan für die Berufskollegs dringend erforderlich 

Am 15. Mai wählen über 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger den 18. nordrhein-westfälischen Landtag und entscheiden so über die die Grundsätze der beruflichen Bildung bis 2027.

Für den vLw ist es – wie auch vor den zurückliegenden Landtagswahlen – ein willkommener Anlass, die bildungspolitischen Vorstellungen der vier großen im Landtag vertretenen Parteien abzufragen.

Deswegen hat der vLw-Hauptvorstand am 04.12.2021 über die Inhalte der Wahlprüfsteine beraten, die der geschäftsführende Vorstand dann am 12.01.2022 abschließend verabschiedet hat.

Die vier Landtagsfraktionen haben sich im Februar 2022 auf ein einheitliches Format von maximal acht Fragen bzw. Wahlprüfsteinen mit je maximal 300 Zeichen verständigt, die dann ab dem 14.02.2022 eingereicht werden konnten.

Unsere acht Wahlprüfsteine:

  1. NRW benötigt weitere Personalressourcen für eine zielführende Fortführung der Agenda zur Stärkung der beruflichen Bildung, um in NRW den Fachkräftebedarf zu sichern und jungen Menschen Perspektiven zu geben. Wie viel Euro wollen Sie bis 2027 mehr für die berufliche Bildung im Haushalt vorsehen?
  2. Wie wollen Sie Lehrkräfte unterstützen und Unterrichtsversorgung in den Berufskollegs sicherstellen, z. B. durch
    – weitere 250 Stellen für nicht pädagogische Fachkräfte (z. B. Schulsozialpädagogik und Schulverwaltungsassistenz) und
    – den Ausbau der Stellenbesetzungsquote auf 110 % bis zum Jahr 2027?
  3. Digitalisierung in den Berufskollegs ist vielfältig. Wie finanzieren Sie den Berufskollegs nachhaltig eine geeignete schulische Infrastruktur mit einer Gigabit-Anbindung, ausreichender WLAN- und Hardwareausstattung sowie professionellen Lernmanagementsystemen und professioneller Anwendungssoftware?
  4. Um die attraktiven Angebote der Berufskollegs und damit die Fachkräftesicherung zu stärken, müssen die Übergänge in die Berufsbildung verbessert werden. Wie erhöhen Sie bis 2027 die Übergangsquote aus den Sek.-I-Schulen – außer durch umfassende Information in der Klasse 10 – in die Berufsbildung?
  5. Zur Weiterqualifizierung von Fachkräften muss auch die schulische Weiterbildung an den Berufskollegs ausgebaut werden. Wie bewerten Sie Weiterbildungsangebote im Berufskolleg, die nach dem Bachelor Professional in der Fachschule (Anlage E) und max. 400 Stunden einen Master Professional ermöglichen?
  6. Nur eine attraktive Laufbahn für Lehrkräfte sichert langfristig den Lehrkräftenachwuchs im Berufskolleg.
    Wie unterstützen Sie dies, z. B. durch
    – Erhalt der Beförderungsmöglichkeiten wie A14/EG14 und A15/EG15 oder
    – Zurruhesetzung für alle Lehrkräfte am Monatsende nach Erreichen der Altersgrenze?
  7. Aktuelle Studien prognostizieren bis 2030 einen enormen Lehrkräftemangel im Berufskolleg. Wie sichern Sie die fachspezifische Lehrerversorgung im Berufskolleg, z. B. durch einen Einstellungskorridor für Lehrkräfte mit berufsspezifischen Fächern über Bedarf oder flexiblere Lebensarbeitszeitmodelle?
  8. Auch eine innovativere Lehrkräfteausbildung kann dem Mangel präventiv begegnen. Wie wollen Sie die originäre Ausbildung für das Lehramt am Berufskolleg an den Universitäten ergänzen, z. B. durch mehr Kooperationen mit Hochschulen, flexibleren Quereinstieg in Duale Master o. mehr Lehramtskombination?

Unsere Erwartungen:

Mit der Agenda zur Stärkung der beruflichen Bildung hat die jetzige schwarz-gelbe Koalition ein wichtiges Maßnahmenpaket seit dem Jahr 2020 initiiert, das sicherlich auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde.

Die nachstehenden Antworten der Parteien verdeutlichen eindeutig den künftigen Stellenwert, den die Parteien übergreifend der beruflichen Bildung und den Berufskollegs einräumen wollen.

Das klare Bekenntnis der Parteien zur beruflichen Bildung ist nicht nur aus Sicht des vLw erfreulich, sondern auch unerlässlich, um künftig weiterhin den Fachkräftebedarf und somit den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen zu sichern sowie ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.

Die Agenda war ein wichtiger erster Schritt, der nächste Schritt muss ein Masterplan mit weniger, aber konkreteren Schwerpunkten, einem abgestuften Handlungsplan mit Meilensteinen sowie weiteren Ressourcenzuweisungen in den kommenden Landeshaushalten ab 2023 für die Berufskollegs sein.

Ungeachtet möglicher Mehrheitsverhältnisse nach dem 15. Mai 2022 müssen die politisch Verantwortlichen neben dem jetzt geäußerten Bewusstsein auch den ausdrücklichen Willen zu einer weiteren Gleichstellung von allgemeiner und beruflicher Bildung haben.

Der vLw ist gerne bereit, die Umsetzung eines Masterplans in der 18. Legislaturperiode mit der neuen Landesregierung, dem Landtag, dem Schulministerium und weiteren Akteuren, wie z. B. anderen Lehrerverbänden und Kammern, zu begleiten und mitzugestalten.

Der vLw ruft seine Mitglieder auf, die nachfolgenden Antworten der Parteien zu vergleichen und bei ihrer Stimmabgabe bis zum 15. Mai mit zu berücksichtigen.

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Hilmar von Zedlitz-Neukirch

Landesvorsitzender

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