Mehr als Solidarität: Nachhaltige Perspektiven für Ukrainerinnen und Ukrainer im Schuljahr 2022/23 schaffen

Seit dem 24.02.2022 geschieht Unfassbares in Europa: Ein brutaler Angriffskrieg bringt für 41 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer unsägliches Leid und führt zu derzeit über
10 Mio. Flüchtlingen, von denen über 1/3 in andere europäische Länder geflohen sind. Hier erwartet Deutschland rund
1 Million vorwiegend Frauen und Kinder, von denen ca. 210.000 in Nordrhein-Westfalen aufgenommen werden sollen.

Solidarität und erste Hilfe bis zum Sommer

„Wir sind in Gedanken bei den Ukrainerinnen und Ukrainern – unschuldigen Menschen, die aufgrund der unfassbaren Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine durch russische Truppen unter dem Befehl von Wladimir Putin jetzt gerade ihre Heimat verlieren, ihr Hab und Gut, ihre Gesundheit und auch ihr Leben“, sagte der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 24. Februar 2022 in Berlin. 

Die Solidarität des vLw gilt insbesondere den Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern sowie deren Angehörigen in der Ukraine, die in diesen Tagen ein unendliches Leid erfahren müssen. 

Aktuell unterstützen viele Mitglieder – wie auch viele Kommunen, Schulgemeinden und andere Institutionen – die humanitären Initiativen und Spendenaufrufe von Hilfs-organisationen. Dazu sei auf die einschlägigen Seiten, wie z. B. https://www.dzi.de/ verwiesen.

In vielen Kommunen läuft die Aufnahme und Unterbringung der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer auf Hochtouren und führt jetzt bereits zu einer Integration in bestehende Klassen oder zu einer Beschulung in bestehenden oder neu gebildeten Willkommens- bzw. FFM(Fit für mehr)-Klassen. Hilfreich ist hier auch ein Angebot der Landesstelle Schulische Integration (LaSI) mit Informationen, Materialien, Apps und Handreichungen:

Mehrwerte ab 2022/23 schaffen

Unabhängig von der weiteren Entwicklung in der Ukraine werden von der Landesregierung jetzt neben der Organisation der Erstunterbringung und -beschulung auch Konzepte für eine nachhaltige Betreuung und Beschulung im kommenden Schuljahr 2022/23 entwickelt und durch Ressourcen abgesichert.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit des ukrainischen und deutschen Bildungssystems ist dies eine Planung mit vielen

  1. https://www.taskcards.de/#/board/be6cc354-1c08-4f0a-92d4-7e5d7a841d28/view?token=1306e266-65bc-423a-a73e-66e6b5527342
  2. Vgl. https://www.bq-portal.de/db/L%C3%A4nder-und-Berufsprofile/ukraine am 25.03.2022.

Unbekannten, da die Zahl der in Berufskollegs zu beschulenden Schülerinnen und Schüler schwer einzuschätzen ist.

Im Unterschied zur Flüchtlingskrise von 2015, die schwerpunktmäßig das Ziel der Integration der Geflüchteten verfolgte, muss es jetzt die Aufgabe sein, die Möglichkeit der Rückkehr offenzuhalten und Mehrwerte aufgrund des Aufenthalts für die Geflüchteten zu schaffen.

Ukrainische Austauschschülerinnen und -schüler mit ausreichenden Deutschkenntnissen können in den bestehenden Klassen der vollzeitschulischen Bildungsgänge der Berufskollegs beschult werden.

Darüber hinaus favorisiert der vLw im kommenden Schuljahr eine Beschulung in den 2016 eingerichteten Internationalen Förderklassen mit zwei Zielsetzungen:

Berufliche Kenntnisse, DSD-I-Pro-Zertifikate etc.

Die ukrainischen Schülerinnen und Schüler ohne Deutsch-Kenntnisse werden in Internationalen Förderklassen (IFK) beschult, um so neben der Attestierung beruflicher Grundkenntnisse die Erlangung eines DSD-I-Pro-Sprachenzertifikats zu erreichen.

Betriebspraktika, berufliche Zertifikate, Europass

Die jungen Ukrainerinnen und Ukrainer, die bereits über berufliche Kenntnisse und grundlegende Deutsch- oder Englischkenntnisse (z. B. auf dem Niveau B1) verfügen, können in Internationalen Förderklassen beschult werden, in denen der Umfang der Deutschstunden – je nach Sprachniveau – zugunsten einer stärkeren Beruflichkeit reduziert werden kann. Hier könnten die schulischen Phasen – wie in der FOS – um Praxisphasen erweitert werden, die durch Kammer-Zertifkate und/oder analog zu beruflichen Mobilitäten, z. B. durch einen (auf die Ukraine erweiterten) Europass, aufgewertet werden.

Oberstes Ziel beider Konzepte ist es, den vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland durch Zertifikate in den Bildungsbiografien aufzuwerten und diese ukrainischen Jugendlichen nachhaltig in Europa zu integrieren. 

Hierbei können das bestehende System und die Kooperation mit den dualen Partnern genutzt und durch zusätzliche Personalressourcen für Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und multiprofessionelle Teams gestärkt werden, die zeitnah und unbürokratisch zugeteilt werden.

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Hilmar von Zedlitz-Neukirch

Landesvorsitzender

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