Bei einer gemeinsamen Sitzung des Wissenschaftsausschusses und des Ausschusses für Schule und Bildung im Landtag waren vLw und die anderen Expertinnen und Experten aus Hochschulen, Universitäten, Gewerkschaft und Lehrerverbänden sich einig, dass sich bis 2030 gerade für die Berufskollegs eine enorme Einstellungslücke von mehr 200 Lehrkräften pro Jahr abzeichnet und dass die Politik in der neuen Legislaturperiode auf die enormen Herausforderungen reagieren muss.
Universitäre Ausbildung flankiert mit innovativen Elementen
Im Mittelpunkt der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer für Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen muss die bisherige, grundständige universitäre und schulbezogene Ausbildung mit zwei Phasen stehen, die um innovative Elemente und Aktivitäten ergänzt werden muss.
Diese innovative Politik sollte u. a. umfassen:
a) das Modell des Dualen Masterstudiums für das Lehramt an Berufskollegs [1] als neue Möglichkeit einer Regelausbildung für alle (großen) beruflichen Fachrichtungen
b) die Möglichkeit befristet auf maximal ein Jahr ohne Aufnahme einer OBAS-Ausbildung an einem Berufskolleg zu unterrichten, um Arbeit und Strukturen kennenzulernen, um sich dann erst für oder eben auch gegen den Schuldienst entscheiden zu können (inklusive der dazu zusätzlich erforderlichen Ressourcen zu schulinternen Begleitung).
c) Attraktivitätssteigerung im Vorbereitungsdienst für grundständig ausgebildete Absolventinnen und Absolventen, z.B. durch die Einführung einer Wahlstation während des Vorbereitungsdienstes. Das könnte die Arbeit an einer anderen Schulform sein, die Arbeit im Personalbereich eines Unternehmens oder auch die Arbeit an einer Schule in einem anderen EU-Land.
d) eine Flexibilisierung der bestehenden universitären Ausbildung, um einen Wechsel oder ein zusätzliches Studium zum Master of Education (z. B. aus einem Lehramt für Gymnasien) zu ermöglichen
e) eine strukturierte Begleitung der Berufseinstiegsphase unter angemessenen Rahmenbedingungen sowie ein breites, schulformspezifisches Angebot an Fort- und Weiterbildung inklusive der Schaffung angemessen7er Rahmenbedingungen zur kollaborativen Weiterbildung
f) die Wiedereinführung der Kombinationsmöglichkeit von großer beruflicher Fachrichtung (§ 5 Abs. 4 LZV) und einem (kleineren) allgemein-bildenden Unterrichtsfach
Mehr Ressource für Berufskolleg und Hochschule bzw. Universität
Für diese Personaloffensive fordert der vLw zusätzliche Ressourcen in der nächsten Legislaturperiode.
Dazu gehören u. a. in den Universitäten und Hochschulen zusätzliche Studienplätze, die durch das Land, wie z. B. in Dortmund geschehen, finanziert werden.
Die Berufskollegs benötigen einerseits geeignete Einstellungskorridore und Stellenkontingente über den Stellenbedarf hinaus, die z. B. ab 2030 mit einem k. W. Vermerk versehen und dann langsam abgebaut werden können. Dies kann unbürokratisch über eine jährliche um 2% steigende Stellenreserve bis zum Jahr 2026 auf 10% erfolgen.
Diese Stellenreserve würde einerseits eine kontinuierliche, mittelfristig orientierte Einstellung sichern und zugleich die Belastungen bei der Betreuung bzw. Begleitung der jungen Kolleginnen und Kollegen reduzieren.
Ungeachtet möglicher Mehrheitsverhältnisse nach dem 15. Mai 2022 muss allen Verantwortlichen klar sein, dass die neue Koalition nur mit einer Personaloffensive für die Lehrkräfte an den Berufskollegs den Fachkräftebedarf sichern und die Wirtschaft in NRW stärken kann.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in der Februar-Ausgabe der Verbandszeitschrift „Die kaufmännische Schule“.
Hilmar von Zedlitz-Neukirch | Andreas Ratzmann |
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Landesvorsitzender | Vorsitzender Ausschuss Lehrerausbildung |