Podiumsdiskussion: Das Berufskolleg als Chancenvermittler

Unter diesem Motto stand die Podiumsdiskussion im Anschluss an das Impulsreferat von Prof. Dr. Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum, der auch selbst daran teilnahm. Weitere Gesprächspartner der Diskussionsrunde, die von Tom Hegermann moderiert wurde, waren LMR’ Stephanie Pudenz, Leiterin der Gruppe Berufliche Bildung im Schulministerium, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundes­instituts für Berufsbildung (BiBB), Klaus Bourdick, Federführer Bildung/Fachkräfte­sicherung der IHK NRW, und Geschäftsführer Bildung der IHK sowie StD‘ Miriam Rothausen, stellv. Vorsitzende des Hauptpersonalrats Berufskolleg und des vLw.

© Michael Holm

Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser stellte u. a. heraus, welche enormen Leistungen Berufskollegs allein in der Ausbildungsvorbereitung vollbringen, um Schülerinnen und Schüler durch die Vermittlung von Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeit an eine Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf heranzuführen. Oft handelt es sich dabei um schulmüde Personen, die ihre bisherige Schul- und Bildungsbiografie in anderen Schulformen nur als Scheitern erlebt haben und durch den Berufsbezug im Berufskolleg ihre Motivation beleben. Zudem machte Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser – mit Bezug zum Impulsreferat von Prof. Dr. Karim Fereidooni – darauf aufmerksam, dass durch den Flüchtlingszuzug die Herausforderungen in der Ausbildungsvorbereitung steigen.

Klaus Bourdick betonte die Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Abschlüssen sowie die Notwendigkeit, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung zu erhöhen. Diese Gleichwertigkeit gilt es in der Praxis zu fördern und die Attraktivität der beruflichen Bildung weiter zu stärken. Die Berufskollegs zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie vielen Bildungsinteressierten attraktive Wege und Chancen bieten, wie z. B. An- und Ungelernten mit und ohne Schulabschluss bis hin zu Berufstätigen.

Miriam Rothausen machte deutlich, dass bei den Leistungen, die Berufskollegs erbringen, und den Erwartungen, die an sie gerichtet sind, erheblich mehr Ressourcen in Personal, Zeit sowie Ausstattung und Infrastruktur nötig sind. Zwar sind in den letzten Jahren schon mehr Ressourcen in die Berufskollegs geflossen, trotzdem benötigen sie – nicht nur vor dem aktuellen Hintergrund des Fachkräftemangels – rasch geeignete schulische Infrastrukturen mit ausreichender WLAN- und Hardwareausstattung. Und zwar ohne dass für deren Unterhaltung Lehrkräfte herangezogen werden müssen. Auch professionelle, betriebsübliche Lernmanagementsysteme und professionelle Anwendungssoftware sind notwendig. Der Wegfall bürokratischer Hürden bei der Bildung von Berufsschulklassen (wie z. B. die 16er-Regelung) dient der Agilität der Berufskollegs.

Tom Hegermann schloss die lebhafte Diskussion mit dem Hinweis, dass auch er selbst seine berufliche Orientierung und Motivation als Schüler eines Berufskollegs (wieder) gefunden habe.

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Jens Pätzold

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Miriam Rothausen

Stellv. Landesvorsitzende

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