Arbeitskreis RBZB

Regionale Bildungszentren in NRW: Ein Schulversuch – viele Gesichter (Teil 1 /2)

In der letzten Ausgabe der Kaufmännischen Schule wurde umfangreich über das RBZ Dortmund berichtet. Vielleicht denken Sie: „Warum gibt es jetzt schon wieder einen Artikel zu dem Thema, ich bin doch gar nicht betroffen?“ Tatsächlich ist das ein Eindruck, der sich uns als Arbeitskreis des vLw häufig zeigt. Allerdings haben sich sieben Regionen auf den Weg gemacht, um die berufliche Bildung attraktiver zu gestalten und zu stärken. Mit viel Engagement und kreativen Strategien gestalten Kolleginnen und Kollegen die Bildungslandschaft neu. Diesem Umstand wollen wir hier Rechnung tragen.

Es stellt sich aber die Frage, welchen Mehrwert dieser Schulversuch bringt. Daran wird sich dann auch die Frage anschließen, welche Erkenntnisse hieraus gezogen werden können und wie sich diese zukünftig auf das Schulsystem auswirken.

Wir als Arbeitskreis haben in den letzten Monaten die verschiedenen RBZB verglichen und stellen in einem „Zweiteiler“ Stärken der jeweiligen Regionen vor. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass der Platz hier nicht für eine umfassende Stärkendarstellung ausreicht. Alle Mitglieder des Arbeitskreises stehen Ihnen gerne für einen Austausch zur Verfügung und können Ihnen die aufgeführten Punkte auch ausführlicher erläutern.

Unterschieden werden in dem Schulversuch zwei Projekt-linien: In Projektlinie A wurden unterschiedlichste Organisations- und Leitungsstrukturen eingerichtet und erprobt. In Projektlinie B gestalten die RBZB bildungsgangbezogene Maßnahmen und Aktivitäten neu.

Bochum

Projektlinie A:

Besonders hervorgehoben werden kann im Bereich der Projektlinie A, dass die fünf Berufskollegs mit insgesamt fast 10.000 Schülerinnen und Schülern ein gewichtiger Player in der Bildungslandschaft Bochum sind. Diese Stärke – nun gebündelt unter dem Dach der Geschäftsstelle des RBZB – hilft dabei, die Zusammenarbeit zwischen den bislang einzeln auftretenden Schulen und der Stadt Bochum zu intensivieren. Die Berufskollegs zeigen durch das einheitliche Auftreten aber auch eindrucksvoll, dass sie ein wichtiger Partner für die Wirtschaft sind.

Die Verortung der Geschäftsstelle des RBZB in der Schulverwaltung der Stadt Bochum hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Zusammenarbeit auf einfachem Wege intensiviert werden konnte.

Gemeinsam arbeitet man u. a. an einem einheitlichen Auftreten der Schulen in der Öffentlichkeit und einer besseren Sichtbarkeit (gemeinsame Homepage, gemeinsame Werbekampagne zur Anmeldezeit, TaskCards „Lern doch, was Du willst!“).

Auch der Auf- und Ausbau eines Netzwerks u. a. mit der Agentur für Arbeit, der VHS, der Stadtbibliothek, des KI, der IHK, der Handwerkskammer intensiviert den Austausch der Akteure und stärkt so die Bildungslandschaft Bochum.

Neben den vorstehend genannten organisatorischen Stärken konnten auch auf inhaltlicher Ebene große Erfolge der Zusammenarbeit erzielt werden. So konnten passgenaue Fortbildungen für die Kolleginnen und Kollegen im RBZB Bochum angeboten werden. Auch die Einrichtung von Workshops und BK-übergreifenden Arbeitsgruppen (z. B. für Stubos, Digitalisierungsbeauftragte, Fortbildungsbeauftragte …) zählen ganz klar zu den Stärken des Schulversuchs.

Projektlinie B:

Die Projektlinie B umfasst in Bochum zwei Bereiche: Zum einen die Möglichkeit der Doppelqualifizierung (Ausbildung + FHR). Durch den Schulversuch konnte eine BK-übergreifende Klasse zur Erlangung der Doppelqualifizierung eingerichtet werden.

Zum anderen konnten die Internationalen Förderklassen bedarfsgerecht gestaltet und professionalisiert werden. Die nachfolgend skizzierten Stärken sind der Erfolg einer intensiven Zusammenarbeit der Kolleginnen und Kollegen:

  • Ausgestaltung und Umsetzung eines flexiblen Beschulungsmodells für die IFK – auf die Bedarfe der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet (manche benötigen länger zum Spracherwerb; für die berufliche Orientierung muss noch zusätzlich Zeit eingeplant werden)
  • Kapazitätenplanungen von freien Schulplätzen für Neuzugewanderte in enger Abstimmung mit dem Schulträger
  • Prognoseplanung der Kapazitäten für das kommende Schuljahr
  • 1 Alphabetisierungsklasse für alle BK in Bochum
  • Gemeinsame Projektwoche zur beruflichen Orientierung
  • Organisation von Betriebsbesichtigungen
  • Gemeinsame Lehrer*innenfortbildungen
  • Abstimmung hinsichtlich der Praktika
  • Ausweitung der Praktikumszeiten
  • Gemeinsame Praktikumsdatenbank
  • Gemeinsame Arbeit an den Themen Sprachbildung und Sprachförderung

Dortmund

Das Dortmunder RBZB ist als erster Modellversuch dieser Art an den Start gegangen und steht nun auch besonders im Fokus. Hinsichtlich des Schulversuchs in Dortmund wird auf die ausführlichen Darstellungen in der letzten Kaufmännischen Schule (03/23) verwiesen.

Ergänzen möchten wir allerdings, dass auch in Dortmund Kooperationen auf vielen verschiedenen Ebenen (Bildungsgang-, Schulleitungs-, Lehrerratsebene) gestärkt wurden und sich auch verbesserte Organisationsabläufe zwischen der Stadt Dortmund und den Berufskollegs zeigen.

Düsseldorf

Projektlinie A:

Das RBZ-D hat sich aufgrund der rasanten Transformation von Berufsbildern, dem beschleunigten regionalen Strukturwandel und der steigenden Heterogenität der Schülerschaft gegen die Einrichtung einer Geschäftsstelle ausgesprochen. Aus Düsseldorfer Sicht benötigt die berufliche Bildung von morgen agile Strukturen, weshalb das RBZ-D im Bereich der Projektlinie A auf die Einrichtung eines Lenkungsrates als Zukunftsmodell setzt. Denn „nur die Agilen werden überleben“ (Horst Wildemann, 2018).

Laut Sprecher des Lenkungsrates, Herrn Michael Suermann, wird dem Lenkungsrat durch die gewählte Konstruktion ermöglicht, auf aktuelle Anforderungen direkt zu reagieren und alle Beteiligten – die Schulaufsicht, den Schulträger sowie den Lehrerrat – gewinnbringend einzubinden. So erhält der Lenkungsrat Meinungsbilder und Sichtweisen mit unterschiedlichem Fokus, wodurch optimale Entscheidungen für alle Beteiligten getroffen werden.

Projektlinie B:

Die größte Stärke der Projektlinie B liegt in der noch stärkeren Vernetzung aller teilnehmenden Berufskollegs untereinander. Durch die gemeinsame Arbeit an verschiedenen Projekten und Themen wird die Zusammenarbeit gestärkt. Für alle Beteiligten ist der Austausch über die Projektarbeit hinaus gewinnbringend und ermöglicht Einblicke in andere Berufsfelder.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

diese kurze Darstellung der RBZB Bochum, Dortmund und Düsseldorf zeigt bereits viele Erfolge des Schulversuchs auf. In der nächsten Ausgabe der Kaufmännischen Schule folgen die Ausführungen aus den Gebieten Hochsauerlandkreis, Höxter, Krefeld und Recklinghausen.

Wenn Sie Fragen, Ergänzungen oder Anregungen zu den hier aufgeführten Punkten haben, können Sie gerne die Mitglieder des Arbeitskreises ansprechen. Wir stehen Ihnen aber auch gerne per Mail zur Verfügung: ursula.bastian@vlw-nrw.de

Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

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Ursula Bastian

Vorsitzende Arbeitskreis RBZB

 

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