Arbeitskreis RBZB

Regionale Bildungszentren in NRW: Ein Schulversuch – viele Gesichter Teil 2/2

Auch die vLw-Ruheständler unterstützen die Tarifforderungen

In der vorletzten Ausgabe der „Kaufmännischen Schule“ konnten wir Sie bereits über die RBZB Bochum, Dortmund und Düsseldorf informieren. Um Ihnen einen umfassenden Überblick über die verschieden angelegten RBZB zu bieten, möchten wir Ihnen in diesem Folgebeitrag die Regionen Hochsauerlandkreis, Höxter, Krefeld und Recklinghausen vorstellen.

Hochsauerlandkreis

Seit 2017 arbeiten dort fünf Berufskollegs in öffentlicher Trägerschaft des Hochsauerlandkreises zusammen: das Berufskolleg Berliner Platz in Neheim-Hüsten, das Berufskolleg Brilon, das Berufskolleg am Eichholz in Arnsberg, das Berufskolleg Olsberg und das Berufskolleg Meschede. Seit 2019 liegt der Schwerpunkt neben der Förderung von Fachkräften für die Region auf digitalen Kompetenzen. In den letzten Jahren ist die Verbesserung des Angebots von gut erreichbaren Bildungsangeboten in den Mittelpunkt gerückt.

Projektlinie A:

Auch im Hochsauerlandkreis wurde eine Geschäftsstelle eingerichtet. Die Besonderheit ist hier allerdings, dass diese vom Schulträger und der Bezirksregierung getragen wird, die zusammen mit den Schulleitungen die Steuergruppe bildet. Diese wird durch einen Beirat unterstützt, in dem Kammern und Schulausschuss eine beratende Stimme haben. Durch diesen Aufbau wird die engere Zusammenarbeit zwischen Schulträger und den Berufskollegs auch in Bereichen praktiziert, die nicht dem Schulversuch RBZB-HSK zuzurechnen sind, sondern darüber hinausgehen.

Die Kolleginnen und Kollegen sind in der Form eingebunden, dass sie sich in den eingerichteten Arbeitsgruppen engagieren. Eine weitere Beteiligung über die Arbeit in diesen Gruppen hinaus gibt es mithin nicht.


Projektlinie B:

Folgende Bildungsgänge wurden in den Schulversuch eingebunden: In der Anlage A (Zahn-)Medizinische Fachangestellte, Bank- und Industriekaufleute, Mechatroniker/
-innen, Mediengestalter/-innen, Kaufleute für Büromanagement und Friseur/-innen. Für die Anlage B ist die Berufsfachschule integriert und in der Anlage E werden wirtschaftliche, technische und sozialpädagogische Fachschulen in Projekten betreut. Dabei wird zum schulübergreifenden bzw. digitalen Unterricht gearbeitet und Konzepte werden entwickelt.

Höxter

Projektlinie A:

Im Kreis Höxter haben sich die beiden Berufskollegs BK Kreis Höxter (mit den beiden Standorten Höxter und Brakel) und das Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg in Warburg 2021 am Schulversuch RBZB beteiligt. Dazu wurde ein Lenkungskreis eingerichtet, der aus den Schulleitern, dem Schulträger und einer Projektleitung besteht, welche vom Schulträger benannt wird.

Dabei werden sächliche und personelle Unterstützung der Organisations- und Leitungsstrukturen sichergestellt. Der besondere Stellenwert, den der Schulträger dem RBZB beimisst, drückt sich durch die Einrichtung einer Geschäftsstelle aus, die mit einer „administrativen Geschäftsführung“ (0,5 VZÄ) besetzt ist. Die Geschäftsführung übernimmt koordinative Aufgaben und unterstützt die Entscheidungsfindung im Leitungsgremium, hält aber auch unmittelbar Kontakt zu den Projektgruppen des Schulversuchs. Die Funktion der Betreuung der „inneren Angelegenheiten“ (als der pädagogischen Geschäftsführung) verbleibt bei den beiden Schulleitungen.

Projektlinie B:

Der Austausch, die gemeinsame Erarbeitung der Lerninhalte sowie die Zusammenarbeit der Lehrkräfte im Bereich des Einzelhandels und der Industriemechaniker an zwei unterschiedlichen BKs in allen Bereichen der Kompetenzen (fachlich, methodisch, sozial) wird in der Projektlinie B besonders positiv gesehen. Auch die langfristige Vorbereitung der Lerninhalte auf den Lernplattformen zählt zu den Stärken im Kreis Höxter.

Aufseiten der Schülerschaft zählt der Zuwachs an medialer und digitaler Kompetenz bei den Lernenden zu den positiven Effekten des Schulversuchs. Positiv hervorzuheben ist auch der Einsatz von zwei digitalen Bildungscoachs, die die Lernenden unterstützen, Tools vorstellen und digitale Kompetenzen vermitteln.

Krefeld

Projektlinie A:

Bei der Etablierung des BRBZ Krefeld wurde auf die Einrichtung einer Geschäftsstelle verzichtet, sondern stattdessen wurde ein „Kleiner Lenkungsrat“ etabliert, in dem die vier Schulleiter und die Sprecher der Arbeitskreise das BRBZ Krefeld koordinieren. Durch den „erweiterten Lenkungsrat“, in anderen Regionalen Bildungszentren als Beirat bezeichnet, kommt das BRBZ so nicht nur mit der Stadt Krefeld zusammen, sondern auch mit der schulfachlichen Aufsicht der Bezirksregierung Düsseldorf und mit den Bildungsgeschäftsführerinnen der IHK Mittlerer Niederrhein und der Kreishandwerkerschaft Krefeld-Viersen-Neuss.

Projektlinie B:

Die vier Berufskollegs, die jeweils verschiedene Berufsfelder repräsentieren, haben sich im Rahmen des Krefelder BRBZ aufgrund der kommunalen und regionalen Besonderheiten auf drei Themenbereiche fokussiert, die jeweils durch einen Arbeitskreis verantwortet werden.

Zum einen sollen Perspektiven für Jugendliche geschaffen werden, die ihre schulische Ausbildung in der Sekundarstufe II abgebrochen haben. Dies geschieht durch eine Neuausrichtung der Begleitung dieser Jugendlichen durch alle vier Berufskollegs, wobei die formelle Zuständigkeit für die Jugendlichen je Schuljahr wechselt. Dennoch erhalten die betroffenen jungen Leute im Laufe des einjährigen Jahrgangs die Möglichkeit, alle vier Berufsfelder kennenzulernen, und können so – auch durch Praktika – eine Perspektive für eine Berufsausbildung gewinnen.

Aus den Erfahrungen des Distanzunterrichtes ergaben sich Impulse für Blended Learning in Berufsschullehrgängen. Das Krefelder BRBZ hat sich einen zweiten Schwerpunkt in diesem Themenbereich gegeben. So werden hier drei verschiedene Konzepte des Blended Learning durch eine systematische Umsetzung in ausgewählten Ausbildungsberufen erprobt:

Strategie 1: Wechsel zwischen Präsenz- und Distanztagen

Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen (BK Vera Beckers)

Notarfachangestellte (BK Kaufmannsschule)

Kaufmann/-frau für Büromanagement (Blockunterricht)

(KMS)

Strategie 2: im Projektunterricht

Mediengestalter/-in (digital und Print) (BK Glockenspitz)

Strategie 3: im Lernfeld

Fachinformatiker/-in Systemintegration (BK Uerdingen)

Der dritte Themenschwerpunkt betrifft den Bildungsgang der Fachschule, der in jedem der vier Berufskollegs vorhanden ist. Hier sollte ein Aufbaulehrgang geschaffen werden, der allen Fachschülerinnen und -schülern eine weitere Qualifizierung bieten sollte. Da nach einer kurzfristigen Entscheidung des MSB im April 2023 dieser Aufbaulehrgang nicht der ursprünglichen Genehmigung des BRBZ entspricht, muss die Etablierung dieses bereits entwickelten Aufbaulehrgangs momentan zurückgestellt werden. Stattdessen werden nun für die Krefelder Fachschulen auch Blended- Learning-Module entwickelt, die den besonderen Anforderungen der Fachschülerinnen und -schüler Rechnung tragen.

Recklinghausen

Projektlinie A:

Im Kreis Recklinghausen haben sich 2016 alle acht vorhandenen Berufskollegs zu einem „Vestischen Berufskolleg- Verbund“ (VBV) zusammengeschlossen. Eine Steuergruppe, ein Beirat sowie eine Geschäftsstelle koordinieren die weitere Schulentwicklung, wobei das „Regionale Bildungszentrum der Berufskollegs“ (RBZ) den aktuellen Aufgabenschwerpunkt bildet.

Die andauernde Initiierung der einzelnen Organisationsstrukturen im VBV gestaltet sich herausfordernd. Dies liegt zum einen an der Teilung des Kreises in ländliche und urbane Strukturen mit daraus resultierenden unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen der einzelnen Kollegs vor Ort. Zum anderen gibt es zu klärende Fragen bezüglich der Rechtsform des Verbundes. Zudem müssen Ansprüche des Schulträgers und der personellen Mitgestaltung seitens der Lehrerräte und des Bezirkspersonalrates koordiniert werden. Gleichzeitig stellen sich Kompetenz- und Budgetierungsfragen auf mehreren Ebenen.

Für das RBZ wurden drei Schwerpunkte gewählt: dem Fachkräftemangel in der Region entgegenwirken, Jugendliche in ihren Bildungsbiografien individuell unterstützen und die Digitalisierung weiter voranbringen und aktiv gestalten.

Projektlinie B:

Die Projektlinie B umfasst in Recklinghausen vier Bereiche:

Erweiterung der profilbildenden Fächer in der Anlage C mit dem Ziel der Verbesserung beruflicher Kompetenzen vor allem in Bezug auf digitale Möglichkeiten in der Berufswelt. Verstärkt wird sich dem E-Commerce zugewandt oder Felder der Kooperation von Mensch und Maschine am Arbeitsplatz werden beleuchtet. Game- and Interaction-Design sowie digitales Gesundheitsmanagement sind weitere Arbeitsfelder. Dementsprechend werden Unterrichtsinhalte erarbeitet und didaktische Jahresplanungen ergänzt. Diese moderne Profilbildung wird von den Schülerinnen und Schülern positiv wahrgenommen.

Ausbau von Blended-Learning-Formaten in den Anlagen A und E u. a. mit dem Ziel der Vermeidung langer Anfahrten während der dualen Ausbildung durch digitale Angebote in der Berufsschulzeit, also dem Wechsel von Distanz- und Präsenztagen. Dieses Vorhaben stößt auf die größte Akzeptanz bei den Schülern (und auch den Betrieben), wenn der digitale Anteil bei ca. 40 % des gesamten Unterrichtsvolumen liegt.

Einrichtung eines zweijährigen Bildungsganges in den internationalen Förderklassen, denn die bisherige einjährige Beschulung zeigte, dass in nur einem Jahr keine ausreichenden Kompetenzen vermittelt werden konnten und vor allem die Sprachdefizite der Schüler zu eklatant waren. Dementsprechend soll u. a. nach einem Jahr das Sprachniveau A1 und nach zwei Jahren mindestens A2 erreicht werden, um einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Möglichkeiten der Profilierung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler in den Anlagen A, AV Vollzeit und B, um ambitionierten Lernenden die Möglichkeit zu geben, mit einer Erweiterung der Stundenzahl in den Hauptfächern (2 Stunden/Woche) einen höheren Schulabschluss zu erreichen. Somit wäre es möglich, in einem Jahr (sonst zwei Jahre) die FOR zu erreichen. Diese sechsstündige Mehrbelastung empfinden die Schülerinnen und Schüler teilweise als deutliche Mehrbelastung, was zum Teil zu Fehlzeiten in den „Extra-Stunden“ führt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir als Arbeitskreis hoffen, dass wir Ihnen die Schwerpunkte und Erfolge der verschiedenen Regionen hier kurz und übersichtlich darstellen konnten. Abzuwarten bleibt, wie sich die gute Idee der Regionalen Bildungszentren entwickelt und in das Regelsystem integriert wird. Wir als Arbeitskreis sind weiter für Sie am Ball und werden Sie über die Entwicklungen informieren.

11

für den gesamten Arbeitskreis RBZB

Ursula Bastian

Vorsitzende

Dieser Inhalt ist geschützt