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Wissenschafts- und Bildungspolitik in Bund und Ländern

ausgewählt und bearbeitet von Dr. Jan Broch, Schriftleitung

(1.) Deutsche Schule in Kiew macht weiter: „Der Wille ist da“

„Wir sind zusammen“, steht auf der Internetseite der Deutschen Schule in Kiew. Die Deutsche Schule in Kiew ist wegen des Ukraine-Krieges verwaist – doch der Unterricht geht weiter. „Alles ist online“, sagte Schulleiter Gerald Miebs. „Unterricht findet tatsächlich statt, jede Menge sogar.“ Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler werde noch online beschult. „Ein Teil davon sind in den Karpaten oder in der Westukraine, viele sind in anderen Ländern und viele sind in Deutschland und hoffen, wieder zurückkommen zu können“ Die Schule hat etwa 180 Schülerinnen und Schüler sowie 50 Kinder im Kindergarten.

Nicht alle Lehrkräfte können wegen des Krieges online mitmachen. „Die deutschen Lehrer machen den Online-Unterricht von Deutschland aus“, sagte Miebs. „Von den ukrainischen Lehrerinnen und Lehrern sind auch viele in Deutschland, die machen ebenfalls Online-Unterricht.“ Manche Lehrer unterrichten sogar aus der Westukraine. „Aber alle anderen können nicht Unterricht machen, weil sie die technischen Voraussetzungen nicht haben oder zum Teil auch schlichtweg in Kellern oder in Bunkern sitzen und natürlich keine Online-Verbindung haben.“

Die Schule hat einen Teil ihres Angebots nach Angaben ihres Leiters sogar erweitert. In der Grundschule seien die Klassen 1 a und 1 b zusammengelegt und der Unterricht sei auf die Nachmittagsbetreuung erweitert worden, sagte Miebs. In den Klassen 5 bis 12 gebe es Online-Unterricht nach Stundenplan. „Es nehmen natürlich der Situation geschuldet nicht alle Schüler unserer Schule teil, denn viele sind ausgewandert oder haben sich in Schulen in Deutschland angemeldet.“ 

In der Schule gebe es nur Wächter, sonst sei niemand vor Ort.Die zur Sicherheit eingelagerte Notausrüstung mit Wasser, Decken und Trockennahrung sei an eine Kirche gespendet worden.

Der Leiter hofft darauf, dass die Schule nach dem Ende des Krieges wieder weitermachen kann. „Die Schule, die wird unter den Voraussetzungen, dass dann Frieden herrscht und es keinen Krieg gibt, wieder weitermachen“, sagte Miebs. „Ich kriege das von meinen Familien mit, die sagen: ,Wenn das zu Ende ist, kommen wir wieder zurück.‘ Die lieben ihr Land, die wünschen sich nichts sehnlicher, als zurückzukommen. Ich weiß auch von meinen Kolleginnen und Kollegen, dass die bereit sind, wieder zurückzugehen.“ Die ganze Entwicklung habe die Schule aber um mehrere Jahre zurückgeworfen. „Das wird alles sehr viel Aufbauarbeit brauchen“, sagte er. „Aber der Wille ist da.“

In diesem Jahr hatte die Schule die ersten Abiturienten, die die ganze Schulzeit dort waren. „Die haben ihre schriftlichen Prüfungen alle abgelegt und zwischen dem schriftlichen und dem mündlichen Abitur ist eben jetzt der Krieg ausgebrochen“, sagte der Leiter. Dank der Hilfe der Kultusministerkonferenz (KMK) sei eine Lösung gefunden worden, dass sie trotzdem ihr Abitur zuerkannt bekämen mit den Noten, die vorliegen. „Die Schüler sind zum Teil im Kindergarten bei uns gewesen und haben 13 Jahre auf das Abitur hingebaut, und dann drei Wochen vorher zu sagen, es gibt kein Abitur, das ist natürlich nicht möglich.“

Der 66-jährige Schulleiter lebt derzeit in Berlin. Ihn erreichte die Nachricht, dass alle deutschen Mitarbeiter die Ukraine verlassen müssen, am Freitag vor Ausbruch des Krieges. „Die Situation für meine Schule war so, dass wir an dem Freitag in Winterferien gegangen sind“, sagte Miebs. „Glücklicherweise sind viele von unseren Kolleginnen und Kollegen ohnedies nach Deutschland gefahren.“

(Quelle: dpa-Dossier Bildung, 25. März 2022)

 

(2.) Zehnjahresvergleich in NRW: Deutlich weniger Hauptschüler

Die Zahl der Hauptschüler in Nordrhein-Westfalen ist in den vergangenen zehn Jahren erheblich gesunken – die der Gesamtschüler stark gestiegen. 

Wie das Landesstatistikamt IT.NRW mitteilte, lernen im laufenden Schuljahr 2021/22 rund 49­ 040 Kinder und Jugendliche an Hauptschulen. Das ist ein Rückgang von 69,1 Prozent im Vergleich zu zehn Jahren zuvor und ein Minus von 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2020/21. An Gesamtschulen werden aktuell 343­ 460 Schülerinnen und Schüler unterrichtet – 39,8 Prozent mehr als vor zehn Jahren und 2,3 Prozent mehr als im vergangenen Schuljahr. 

Insgesamt gibt es derzeit laut IT.NRW gut 1,92 Millionen Schüler an 5025 allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Das sind 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr und 7,4 Prozent weniger als vor zehn Jahren. An den Grundschulen lernen 657­ 720 Jungen und Mädchen. Am zweithäufigsten werden Gymnasien – 499­ 080 Schüler – besucht, gefolgt von den Gesamtschulen. 

Zu den 1,92 Millionen Schülern an allgemeinbildenden Schulen kommen 519­ 325 weitere Personen, die an den 382 beruflichen Schulen in NRW lernen. Das sind 2,0 Prozent weniger als im Vorjahr und 11,6 Prozent weniger als vor zehn Jahren.

(Quelle: dpa-Dossier Bildung,  4. März 2022)

(3.) Lehrkräftemangel bleibt Problem in Deutschland

Je nach Schultyp und Bundesland wird Deutschland auch in den kommenden Jahren mit Lehrkräftemangel zu kämpfen haben. Das zeigen aktuelle Berechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK). Die KMK veröffentlichte die Zahlen zum sogenannten Lehrkräfteeinstellungsbedarf auf ihrer Internetseite nach Beratungen über das Thema beim Treffen der Ministerinnen und Minister in Lübeck. In die Berechnungen flossen die erwartete Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die dafür notwendigen Lehrkräfte und die Zahl der erwarteten Absolventen für den Lehrerberuf ein.

Im Vergleich zur letzten Prognose von 2020 kommen die Länder in ihrer neuen Modellrechnung zu dem Schluss, „dass sich der durchschnittliche jährliche Lehrkräfteeinstellungsbedarf bei nahezu unverändertem Lehrkräfteangebot in fast allen Lehramtsbereichen erhöhen wird“. Als Hauptursachen werden veränderte Geburtenzahlen, weitere Zuwanderung und erweiterte Anforderungen an Schulen genannt. Dazu zählen etwa Inklusion, Ganztagsausbau und Sprachfördermaßnahmen. 

Mit durchgängiger Personalnot wird vor allem an den Berufsschulen und im Sekundarbereich I – also in den Klassen nach der Grundschule – gerechnet. Im Schnitt fehlen hier den Berechnungen zufolge pro Jahr 2040 Lehrkräfte, an den Berufsschulen 1650. Dagegen wird im Sekundarbereich II und an Gymnasien deutschlandweit fast durchgängig mit einem Überangebot von etwa 1110 Lehrkräften gerechnet. An den Grundschulen gehen die Länder noch bis 2025 von durchschnittlich 1460 fehlenden Lehrerinnen und Lehrern aus. Ab 2026 rechnen sie mit einer Trendumkehr und einem zunehmenden Überangebot von bis zu 2930 Lehrkräften im Jahr 2035. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 40­ 000 Schulen und Berufsschulen, etwa elf Millionen Schülerinnen und Schüler und mehr als 800­ 000 Lehrkräfte.

(Quelle: dpa-Dossier Bildung, 18. März 2022)

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